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Google KI-Modus im Fokus: 
Wie sich Suchlogik und Sichtbarkeit verschieben
 

Google führt seinen KI-Modus nun auch in Deutschland ein. Damit verändert sich die Suche grundlegend: Statt klassischer Trefferlisten liefert Google zunehmend KI-generierte Antworten, die Inhalte aus verschiedenen Quellen bündeln und direkt auf der Ergebnisseite zusammenfassen. Nutzer können anschließend Folgefragen stellen, die Suche wird damit zu einem interaktiven Dialog.

Was kann der KI-Modus?

Der neue Modus basiert auf Sprachmodellen aus Googles Gemini-Familie und kombiniert klassische Indexdaten mit aktuellen Webinhalten. Neben Texteingaben lassen sich auch Bilder oder Sprache verwenden. Die KI erstellt dynamische Antworten, zeigt kurze Zusammenfassungen mit Quellenverweisen und integriert Tabellen, Listen oder weiterführende Links.

Ziel ist es, Nutzer schneller zu einer umfassenden Antwort zu führen, ohne dass sie mehrere Websites besuchen müssen. Der KI-Modus ist ein eigener Suchbereich neben den klassischen Reitern wie „Bilder“ oder „News“ und bildet den Übergang von der Suchmaschine zum dialogischen Assistenzsystem.

Was der Google KI-Modus ermöglicht

Der KI-Modus von Google bietet neue Interaktionsformen und Funktionen innerhalb der Suche:

  • Direkte KI-Antworten: Die Suchmaschine generiert automatisch zusammengefasste Antworten aus mehreren Quellen.
  • Dynamische Nachfragen: Nutzer können direkt Folgefragen stellen, ohne eine neue Suche starten zu müssen.
  • Multimodale Eingaben: Neben Text werden auch Bilder, Screenshots oder gesprochene Fragen verstanden.
  • Kontextuelles Weiterdenken: Der Modus merkt sich den Gesprächszusammenhang und erweitert Antworten bei Bedarf.
  • Strukturierte Ausgaben: Ergebnisse erscheinen als Textblöcke, Tabellen, Checklisten oder Grafiken.
  • Quellenangaben (noch eingeschränkt): Kleine Favicons oder Mini-Links zeigen die Ursprungsseiten an.
  • Nahtlose Integration: Der Modus bleibt Teil der Google-Suche, ein Wechsel in eine separate App ist nicht nötig.
     

Damit wird die Suche zunehmend zu einem Dialogsystem, das Antworten statt Trefferlisten liefert – ein grundlegender Paradigmenwechsel.


Einordnung und Strategie

Der KI-Modus ist nicht mit Googles Gemini gleichzusetzen, sondern basiert auf Sprachmodellen aus der Gemini-Familie, die in die Suchinfrastruktur integriert wurden. Damit nutzt Google dieselbe technologische Grundlage wie bei Gemini, jedoch in einer speziell für die Suche optimierten Form. Während Gemini als eigenständige KI-Plattform funktioniert, ähnlich wie ChatGPT, ist der KI-Modus Teil der klassischen Google-Suche und erzeugt dort KI-Antworten auf Basis des Suchindex und externer Datenquellen.

Hinter dieser Integration steht ein klarer strategischer Gedanke: Google will seine KI dort positionieren, wo die Menschen ohnehin täglich suchen – in der Suchmaschine selbst. So schützt der Konzern seine Reichweite und das Werbegeschäft, während er zugleich auf die wachsende Popularität von ChatGPT reagiert, das in Deutschland und international deutlich mehr aktive Nutzer hat als Gemini. Der KI-Modus ist damit weniger ein neues Produkt als eine Evolution der bestehenden Suche, mit der Google seine Dominanz ins KI-Zeitalter überführen will.

 

Erfahrungen und Beobachtungen aus den USA

In den USA, wo der KI-Modus bereits seit mehreren Monaten aktiv ist, zeigen sich deutliche Verschiebungen:

  • Laut einer Pew-Studie halbiert sich die Klickrate auf klassische Suchergebnisse nahezu, sobald eine KI-Antwort eingeblendet wird (8 % Klicks mit KI-Antwort vs. 15 % ohne).
  • Eine Auswertung von Ahrefs zeigt, dass die Klickrate auf das erste organische Ergebnis um rund 30 bis 35 % zurückgeht.
  • Medienhäuser berichten von spürbaren Traffic-Verlusten, meist zwischen 5 % und 25 %, teils aber auch deutlich mehr.
  • Nur etwa ein Prozent der Nutzer klickt auf einen Quellenlink innerhalb der KI-Zusammenfassung.
     

Diese Zahlen verdeutlichen: Die Suchlogik verschiebt sich von Klicks zu direkter Antwortnutzung. Die klassische organische Sichtbarkeit verliert an Gewicht, während Marken, deren Inhalte als Quelle in KI-Antworten erscheinen, massiv an Autorität gewinnen.


Kritik aus den USA

Mit dem Rollout in den Vereinigten Staaten ist auch die Kritik laut geworden – teils massiv und aus ganz unterschiedlichen Richtungen.

Publisher und Medienhäuser werfen Google vor, Inhalte ihrer Seiten zu übernehmen, ohne sie angemessen zu vergüten. Branchenverbände sprechen von einem „systematischen Traffic-Entzug“ und bezeichnen die KI-Antworten als eine Form der Inhaltsabschöpfung, bei der Google stärker von der Sichtbarkeit der Quellen profitiert als die Quellen selbst.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die mangelnde Transparenz. Quellen werden oft nur minimal – etwa über winzige Favicons – eingeblendet. Nutzer erkennen kaum, aus welchen Websites die Inhalte stammen oder wie sie verifiziert wurden. Diese Praxis gilt als Bruch mit dem bisherigen Suchverständnis, bei dem Google immer als Vermittler zu den Originalquellen fungierte.

Auch die inhaltliche Qualität steht in der Kritik. Mehrere Tests zeigten, dass die KI teils veraltete oder unpräzise Informationen ausgibt oder die Ergebnisse von Anfrage zu Anfrage variieren. Selbst bei identischen Suchanfragen kann die Darstellung wechseln, was Konsistenz und Vertrauen erschwert.

Schließlich wird Google vorgeworfen, durch den KI-Modus seine Gatekeeper-Rolle weiter auszubauen. Die Auswahl und Gewichtung der Quellen liegt allein beim Konzern, was den Wettbewerb und die inhaltliche Vielfalt des Webs langfristig einschränken könnte.

Diese Kritikpunkte werden inzwischen auch in Europa diskutiert und zeigen, dass die Einführung des KI-Modus nicht nur eine technische, sondern auch eine strukturelle und ethische Dimension hat.


Chancen für Unternehmen

Trotz der offenen Fragen eröffnet der KI-Modus neue Wege der Sichtbarkeit. Inhalte, die klar strukturiert, faktenbasiert und vertrauenswürdig sind, können in KI-Antworten direkt zitiert werden.

Wichtiger denn je sind:

  • saubere Meta- und Struktur-Daten (FAQ, JSON-LD, Schema.org)
  • klare inhaltliche Hierarchie und fachliche Tiefe
  • externe Referenzen (z. B. Erwähnungen in Fachportalen oder Medien)
     

Wer diese Prinzipien umsetzt, stärkt seine Position nicht nur in Google, sondern auch in ChatGPT, Perplexity und Co. – also im gesamten KI-Suchökosystem.

Risiken und Unsicherheiten

Die neue Suche birgt auch Schattenseiten.
Da viele Antworten direkt auf der Ergebnisseite angezeigt werden, kommt es zu einer Zero-Click-Dynamik: Nutzer erhalten Informationen, ohne Websites zu besuchen.
Das betrifft besonders Publisher, Blogs und Shops, deren Geschäftsmodelle auf organischem Traffic basieren.

Hinzu kommt, dass der KI-Modus derzeit vor allem große, etablierte Quellen bevorzugt. Kleinere Anbieter oder Spezialportale erscheinen seltener in den Ergebnissen. Dadurch droht ein Informationsmonopol, das die Vielfalt des Webs reduziert.

Auch rechtlich bleibt vieles offen: Wer haftet, wenn KI-Antworten fehlerhaft sind oder urheberrechtlich geschützte Inhalte zusammenfassen?

Zukunft der Suche

Die Zukunft der Suche wird ein Zusammenspiel beider Systeme sein. Klassische Suche bleibt das Werkzeug für schnelle, faktenbasierte Anfragen, während KI-Suchen vor allem bei komplexeren oder erklärungsbedürftigen Themen genutzt werden. Nutzer wechseln künftig situativ zwischen beiden Modi – je nachdem, ob sie Orientierung oder Einordnung suchen.

Klassische Suche bedeutet, Ergebnisse selbst zu prüfen und zu gewichten. Doch gerade das schafft Vielfalt, Differenzierung und – im Zweifel – das größere Gesamtbild.
Die Gefahr besteht darin, dass KI-Suchen durch ihre verdichtete Darstellung den Blick verengen – auf eine Antwort, die überzeugend klingt, aber nicht immer umfassend ist.

KI-Suchen liefern oft schnell wirkende Antworten – aber selten das ganze Bild. Die klassische Suche zwingt uns, zu vergleichen, zu hinterfragen und zu gewichten. Genau das brauchen wir, um Vielfalt und Kontext zu bewahren.


Websites bleiben dabei zentrale Datenquellen, ohne sie kann die KI keine aktuellen, verlässlichen Informationen liefern.
Allerdings müssen Inhalte künftig so gestaltet sein, dass sie von KI-Systemen verstanden, verarbeitet und zitiert werden können.

Die Rolle der Website verschiebt sich vom Klickziel zum Reputationsanker: Sie dient als Referenzpunkt, nicht mehr nur als Traffic-Kanal.

Gerade bei dienstleisterbezogenen Suchanfragen zeigt sich zudem: Die KI liefert häufig eine Aufzählung von Agenturen oder Anbietern, jedoch ohne direkte Verlinkung oder klare Quellenplatzierung bei der Nennung. Statt klassischer Links erscheinen winzige Favicons – eine Art Mini-Verweis auf die Ursprungsquelle. Für Nutzer ist das weder intuitiv noch vertrauensfördernd. Erst unter der Option „Web-Ergebnisse anzeigen“ folgt der Querverweis auf die klassische Suche. Das schränkt den Mehrwert der KI-Suche derzeit spürbar ein und wird auch in Fachkreisen vielfach kritisiert.

Eigene Einschätzung

Der KI-Modus ist ein Meilenstein, aber auch ein massiver Einschnitt.
Mein zentraler Kritikpunkt: Die Ergebnisse sind häufig zu stark verengt. Es fehlen Facetten, Zwischentöne und inhaltliche Tiefe. Komplexe Themen werden auf eine scheinbar eindeutige Antwort reduziert, wodurch ein verzerrtes Gesamtbild entsteht. Die KI zeigt, was relevant wirkt, nicht zwangsläufig, was relevant ist. Gerade bei differenzierten Themen ist das ein Problem – und eine der ganz großen Schwächen aktueller KI-Suchen.

Ebenso kritisch ist die mangelnde Sichtbarkeit der Quellen. Die winzigen Favicons genügen dem Anspruch an Transparenz nicht. Nutzer sollten auf einen Blick sehen, woher Informationen stammen, idealerweise mit klar erkennbaren, anklickbaren Links bei den jeweiligen Aussagen. Hier muss Google dringend nachbessern. Systeme wie Perplexity AI zeigen, dass es besser geht: Dort sind Quellen deutlich sichtbarer, nachvollziehbar verlinkt und teils gewichtet dargestellt. Das schafft Vertrauen und macht nachvollziehbar, wie Antworten entstehen.

Diese Entwicklung ist nicht nur technisch, sondern auch psychologisch herausfordernd. Die Geschwindigkeit, mit der sich Suchsysteme verändern, überfordert viele. Menschen gewöhnen sich ungern an Neues, besonders dann, wenn bewährte Routinen und Geschäftsmodelle betroffen sind.

Für Unternehmen heißt das: Nicht abwarten, sondern anpassen.
Sichtbarkeit im KI-Zeitalter entsteht durch Reputation, Struktur, Fachautorität und Vernetzung. Wer diese Felder jetzt aktiv gestaltet, sichert sich auch in einer KI-dominierten Suchwelt seine Relevanz – und bleibt Teil eines Webs, das mehr braucht als nur Antworten: Perspektive, Tiefe und Vielfalt.

In Zusammenarbeit mit [am] kommunikation entwickeln wir einen hybriden Ansatz aus SEO, GEO und Kommunikation, der Sichtbarkeit in klassischen Suchsystemen und KI-basierten Plattformen strategisch stärkt und externe Signale gezielt einbindet.

Autor: Manuel Balonier
Managing Partner Stratify Result GmbH,  Design, UX & Seo Expert

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